In der letzten Woche hieß es einige Tage lang Spoiler zu vermeiden, denn ich konnte nicht sofort Avengers: Endgame im Kino anschauen. Ich musste bis Freitag warten und da der Film schon früher startete, haben ihn einige wohl schon am Dienstag sehen können. Deshalb wurde es von Tag zu Tag gefährlicher, sich in den sozialen Medien zu bewegen. Auch wenn sogar die Russo Brüder, ihres Zeichens Regisseure des Höhepunktes des Marvel Cinematic Universe, darum gebeten hatten, dass niemand etwas über das Ende verrät, nahm manch einer das nicht so ernst. Ein Mann in Hongkong, der nach dem Film wartenden Kinobesuchern den Film gespoilert hat, wurde sogar verprügelt. Kann man sehen wie man möchte, aber ein solches Event, das über 10 Jahre und 21 Filme aufgebaut wurde, bringt eben auch einige Emotionen mit sich und da muss man sich nicht wie ein Arsch verhalten und den Leuten den Spaß nehmen. Und deshalb bleibt diese Review auch spoilerfrei.
Ich bin jedenfalls weitestgehend um Spoiler herum gekommen (Danke an die Leute, denen ich auf Instagram folge! Facebook und Twitter habe ich gemieden) und konnte ganz frei von vorgreifenden Infos den Film geniessen. Und das habe ich in der Tat.
Das große Ende von Phase 3 des MCU. Ja, gut, auch wenn gesagt wird, dass Spider-Man: Far from Home das eigentliche Ende ist, ist dies aber der emotionale Abschluss gewesen und Spider-Man eher als Epilog zu betrachten. Und emotional wurde es in jedem Fall. Nachdem Infinity War schon eine Gefühlsachterbahn war, war abzusehen, dass es in Endgame nicht besser werden würde und es war klar, dass wir uns von der ein oder anderen Figur auf die eine oder andere Weise würden verabschieden müssen. Machen wir uns nichts vor, es wurde bereits Monate zuvor bekanntgegeben, dass manche Darsteller keine weiteren MCU Filme mehr drehen würden. Wie dramatisch oder friedlich der Abgang am Ende wird, sieht man dann im Film. Andererseits bedeutet ein Filmtod ja auch nicht immer das Ende. Marvel läßt gerne Helden wiederauferstehen und auch im MCU entspricht die Erscheinungsreihenfolge nicht immer unbedingt der Chronologie. Allerdings darf und muss man nach Captain Marvel auch noch weiteren neuen Helden Platz schaffen. Man will ja schließlich interessant bleiben und da muss einfach mal nach so vielen Filmen etwas frischer Wind ins Universum. Die große Comicgeschichte des Marvel Verlags hält schließlich noch einige Figuren für uns bereit.
Um dahin zu kommen, brauchte es als würdigen Abschluß für Phase 3 jedoch nochmal einen richtigen Knaller und den haben Marvel und die Russo Brüder meiner Meinung nach vollends abgeliefert. Ich hatte etwas Angst vor den 3 Stunden Laufzeit, doch am Ende habe ich diese nicht wirklich bemerkt. Auch im Gespräch mit anderen Zuschauern hat sich bestätigt, dass einem der Film viel kürzer vorkam.
Wie schon in Infinity War begonnen, wurden hier weiter alle Erzählstränge der einzelnen Vorgängerfilme zusammengeführt und fanden ihren Höhepunkt. Er setzt auch direkt am Ende vom Avengers Vorgänger an und führt die Geschichte von dort weiter. Wir erleben die Auswirkungen des Snaps und sehen, wie die Welt damit umgeht. Die überall zerstreuten, verbliebenen Helden müssen sich zusammenraufen und eine Lösung finden. Dies beginnt erst rasant, ohne viel Fehlerlesens, geht dann in einen etwas ruhigeren Filmteil über, der aber nicht langweilt und die ein oder andere Überraschung bereithält, um dann in einem großen und dramatischen Finale zu münden. Wie gesagt, man merkt die 3 Stunden Spielzeit nicht wirklich.
An einigen Stellen wird gegenüber Infinity War ganz klar nochmal eins draufgesetzt und trotz düsterem Hintergrund (Hey, die Hälfte der Menschheit ist verschwunden) hat der Film den Marveltypischen Humor nicht vergessen und es gibt immer wieder Lacher. Der ein oder andere Scherz mag Geschmackssache sein, aber man wurde auch immer wieder schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und kriegt auch oft genug einen ordentlichen Schlag in die Magengrube, denn es wird nicht an Drama gespart. Wer nah am Wasser gebaut ist, sollte in jedem Fall Taschentücher bereit halten.
Technisch gab es jedenfalls nichts zu meckern. Dafür haben die Produzenten des MCUs auch einfach zuviel Erfahrung sammeln können, als dass sie grobe Schnitzer einbauen würden. Die Umsetzung war also routiniert.
Fazit:
Ich habe mich vom Film sehr gut unterhalten gefühlt und empfand ihn trotz etwas ruhigerem Mittelteil als sehr kurzweilig. Humor und Action kamen nicht zu kurz, wie man es so von Marvel Filmen gewohnt ist, und obwohl ich selbst nicht unbedingt mit Tränen zu kämpfen hatte, flossen im Kino um mich herum einige. Das war aber auch völlig ok, denn der Film kennzeichnet dieses Mal wesentlich deutlicher den Übergang zur nächsten MCU Phase, als das am Ende von Phase 1 und 2 der Fall war. Jedenfalls kann ich den Film bedenkenlos jedem Marvel Fan empfehlen, der auch die anderen Filme mag, allerdings habe ich auch nichts anderes erwartet. Wir sind hier ja schließlich nicht bei DC.