Wer Zombies mag, kennt George A. Romeros Night of the Living Dead, den Film, mit dem er den modernen Zombiefilm begründet hat und ein ganz neues Genre erschaffen hat. Hier wurden Zombies zum ersten Mal dem Voodookult entrissen und zur menschenfressenden, untoten Bestie, die nur durch die Gier nach menschlichem Fleisch getrieben wird. Diese Einflüsse spürt man überall in der Popkultur und spätestens seit der Fernsehserie zu The Walking Dead sind Zombies wieder in aller Munde. Der französische Autor Jean-Luc Istin hat sich nun den Stoff des alten schwarzweiss Films vorgenommen und zusammen mit Künstler Elia Bonetti auf einen modernen Stand gebracht, der dann im Splitter Verlag veröffentlicht worden ist.
Barbara heißt in dieser Version der Geschichte Lizbeth und macht sich mit ihrem Bruder Leland auf, um dem Grab ihres Vaters den jährlichen Besuch abzustatten. Da inzwischen die Zombie Apokalypse ausgebrochen ist, werden sie dort von Untoten angegriffen und flüchten. Unterwegs treffen sie auf einen Fremden mit seinem Sohn Teo, der sie rettet und sie gehen gemeinsam weiter, bis sie zu einem Hotel kommen, in dem sie sich verstecken wollen. Der Besitzer des Hotels, der sich dort mit seiner Familie verschanzt hat, ist allerdings alles andere begeistert über die Neuankömmlinge. Parallel wird die Geschichte der Flucht von Lizbeths Mann mit ihren Kindern erzählt, die sich ebenfalls durchschlagen, um zu überleben und sie wiederzufinden.
Jean-Luc Istin bringt einen frischen Wind in George A. Romeros Geschichte und macht sie moderner, auch wenn er einige Elemente beibehält. Dabei wird alles größer und umfassender, als es im ursprünglichen Film sein konnte, der eher einem Kammerspiel glich. Teilweise weicht er aber auch ziemlich ab, denn Romeros living Dead steckten auch voller Gesellschaftskritik und behandelten das Thema Rassismus auf ihre eigene Art und Weise, was in der Grafiknovelle fehlt. Sie behandelt dafür deutlich stärker das Thema Tod und Verlust und geht damit in eine etwas andere Richtung als das Original.
Die Zeichnungen von Elia Bonetti passen voll zur Stimmung. Dank der Winterumgebung wirken die Bilder größtenteils schwarzweiß, auch wenn es dezente Farbakzente gibt, die sich aber auch im gedeckten Braun- und Blaubereich bewegen. Das gibt den passenden düsteren Endzeit-Zombie-Effekt und eine triste Atmosphäre. Der feine Strich des typisch frankobelgischen Realismus sorgt für den Rest.
Fazit
Auch, wenn es durchaus gravierende Veränderungen zur Originalstory gibt und alles mit etwas Intrige und Mysterien aufgepeppt wurde, die aber eher in den beiden weiteren Bänden zum Tragen kommen, bekommt man hier eine ähnlich bedrückende Stimmung zu spüren wie im Film von George A. Romero. Auch wenn der Hass sich eher gegen alle Menschen richtet, anstatt sich im Rahmen des Rassismus zu bewegen, merkt man, wie die Menschen unter dem Druck einer solchen Ausnahmesituation reagieren und sich nur noch selbst nahestehen. Erweitert durch einen zweiten Erzählstrang, nämlich dem der Familie Lizbeths, bekommt das ursprüngliche Kammerspiel nochmal mehr Tiefe. Das Hardcover mit 56 Seiten für 14,80 Euro lohnt sich allemal für Zombiefans und Fans des Urvaters der untoten Fleischfresser, die sich auch hier wieder als die besseren Menschen erweisen, denn sie fressen dich, egal welche Hautfarbe, Geschlecht oder sexuelle Ausrichtung du hast.