Am 7. und 8. Dezember 2019 fand in den Dortmunder Westfalenhallen wieder die German Comic Con statt. Inzwischen zum 5. Mal und diesen Geburtstag wollte man feiern. Und gefeiert wurde das schon mal mit einer ordentlichen Preiserhöhung, denn die Tickets für Samstag kosteten in der letzten Preisstufe 42 Euro und für Sonntag 37 Euro. Das war schon sehr nah an den im Sommer noch kritisierten Preisen für die CCXP. Mit gestaffelten Preiserhöhungen gab es vorher schon Kaufdruck, wenn man nicht den Endpreis bezahlen wollte, bis dann einen Monat vor Start plötzlich Gamestop exklusiv Tickets für 29,99 bzw. 19,99 Euro angeboten wurden, also deutlich billiger, als die inzwischen stark gesteigerten Tickets des Veranstalters selbst. Zum Vergleich habe ich im Jahr davor übrigens Mitte Oktober 38 Euro für das komplette Wochenende bezahlt. Eine Anfrage beim Support zu diesem Vorgehen blieb leider unbeantwortet. Bis heute. Damit war meine Vorfreude schon deutlich gedämpft.
Schon am Samstag gab es dann in den sozialen Medien wieder viel Gemecker über die Organisation, aber das ist man inzwischen gewohnt und auch die eher fehlenden Reaktionen darauf. Allerdings zählen für mich rein die eigenen Erfahrungen auf der Veranstaltung. Da wir Sonntag hingefahren sind, kann ich also nicht beurteilen, was am Samstag da so los war. Sonntag war im Gegensatz zu Samstag allerdings auch nicht ausverkauft, sodass man sowieso mit weniger Besuchern rechnen konnte. Von vollen Parkplätzen war aber nichts zu spüren. Wir waren nicht zum wahnsinnig frühen Einlass um 9 Uhr (Early Bird sogar schon um 8 Uhr…) da, sondern erst gegen 10 Uhr, sind jedoch mit geringer Wartezeit problemlos auf dem Parkplatz gegenüber der Halle untergekommen. Die Kosten fürs Parken langen bei 7 Euro. Leider heutzutage auch schon normal, daher kein Aufreger.
Um diese Zeit gab es auch nur eine relativ kurze Schlange, die zügig abgefertigt wurde. Das habe ich bei der ersten Con in Dortmund noch wesentlich schlimmer erlebt. Zumindest da hat man gelernt. Direkt in der Eingangshalle gab es auch schon eine kleine Bühne, auf der es einen Panel mit Synchronsprechern gab. Bis hier hin war nichts von Überfüllung zu sehen und – Spoiler – auch weiterhin nicht. Dank einer zusätzlichen Halle, wurde alles deutlich entzerrt und es gab genug Platz. Natürlich weiß ich nicht, wie voll es Samstag war.
In der ersten Halle, Halle 4, gab es die üblichen Verkaufsstände, die mein Bild dieser Veranstaltung immer stark geprägt haben. Daran hat sich nichts geändert. Die meisten Händler kannte man schon, da sie auch auf den diversen Weekends of Hell, House of Horrors und ähnlichen Events zu finden sind. Dementsprechend kennt man auch die Preise, die in den meisten Fällen eher alles andere als Schnapper sind. Da muss man schon ein wenig suchen und die Preissituation im Auge behalten. Funko Pops dort günstig zu bekommen ist aber eher nicht möglich. Teilweise waren sie auch extrem überteuert, obwohl es sich noch um aktuell kaufbare Figuren handelte. Einzig EMP hatte ein paar wirkliche Angebote, wenn denn da das richtige dabei war. Comichändler gab es auch nur einige wenige, aber es gab das ein oder andere Angebot für gebrauchte Comics und auch etwas Auswahl. Was allerdings wieder komplett fehlte, waren die bekannten Comicverlage wie Panini, Splitter, Cross Cult und andere und das ist für mich immer noch das größte Manko der Con, was es mir schwer macht, sie als Comic Con zu bezeichnen. Es ist einfach abgesehen von den paar Händlern verdammt wenig Comic. Selbst die sogenannte Artist Alley hat ihren Namen kaum verdient. Damit möchte ich die dort anwesenden kleinen Künstler nicht kleinreden, denn sie haben auch schöne Zeichnungen zu bieten und sind immer einen Blick wert, aber mir fehlten dort einfach bekannte Namen.
Eines musste man der German Comic Con jedoch lassen. Das Staraufgebot war riesig. Es gab eine Menge Schauspieler aus The Walking Dead, Game of Thrones, Akte X, Charmed,Pretty Little Liars, die sogar einen eigenen Bereich hatten, für den man allerdings ein Extraticket benötigte und große Namen wie Christopher Lloyd, Ian Sommerhalder, David Harbour, Manu Bennet und und und. Es gab wirklich viele Stars und da lag wohl auch eines der Hauptprobleme. Photoshoots konnten nicht richtig organisiert werden, es gab kurz vor knapp Änderungen im Ablauf, zuvor eingeteilte Gruppen fielen plötzlich weg und der Andrang war teilweise zu groß. Und ganz ehrlich, es ist ja schön, wenn viele Stars da sind, aber man nimmt ja auch keine Million Euro mit, um mit allen ein Foto zu bekommen. Ganz davon abgesehen, dass man ja auch eine Weile für Autogramme und Fotos anstehen musste. Das war einfach zu viel des Guten. Pluspunkt für mich: Mich interessieren Autogramme und Fotos nicht im Geringsten. Das ist dann aber auch schon mein Hauptpunkt. Würde die Veranstaltung German Signing and Shopping Con heißen, wäre alles auf den Punkt erfüllt und ich wüsste, dass ich da nicht hin müsste. Wenn man aber auch nur im geringsten Comics erwartet, wird man einfach bitter enttäuscht und es wurde über die Jahre immer weniger. Und das finde ich einfach schade. Meine größte Enttäuschung war jedoch, dass es einen kleinen Stand der Retrofabrik gab, die den Comicband Die Giganten des Universums mit den alten He-Man Comics mitgebracht hatten, dieser aber am Sonntag schon restlos ausverkauft war und erst im Januar als Nachdruck erscheint. Dabei wollte ich denen all mein Geld geben. Nunja, zumindest genug für einen der dicken Wälzer.
Zumindest waren die Panels mit den Stars in Halle 7 recht interessant. So haben wir uns den Walking Dead Panel angeschaut, bei dem Siddiq Darsteller Avi Nash allerdings einen kleinen Spoiler rausgehauen hat. Schade. Dann gab es noch den Tom Felton Panel, an dessen Ende er noch zur Gitarre gegriffen und dem Publikum ein paar Ständchen gebracht hat und schließlich den Game of Thrones Panel, in dem es auch mal Meinungen zur letzten Staffel gab. Alles sehr unterhaltsam und durchaus ein Pluspunkt der Veranstaltung. An Ausstellungsstücken und Fangruppen gab es die obligatorischen K.I.T.T., den DeLorean aus Zurück in die Zukunft, bei dem man sich mit Christopher Lloyd fotografieren lassen konnte, Ghostbusters, einiges an Star Wars und noch ein paar Gruppen mehr, die man aber schon zur Genüge kennt, wenn man solche Veranstaltungen mehr als einmal besucht hat. Nur von den lieben Fright Guys kann man nicht genug bekommen, die nun auch mal versuchen mit neuen Cosplays neue Wege zu gehen und dieses Mal einen untoten Lucky Luke dabei hatten.
Darüber hinaus konnte man auch einige Bekannte dort treffen, was immer wieder eine Freude ist, jedoch muss ich keine 35 Euro für ein Ticket bezahlen, um mit Leuten zu quatschen, wenn man für das Geld auch ein schönes Treffen organisieren könnte.
Fazit
Für mich war das nun definitiv die letzte German Comic Con. Ich verstehe einfach nicht, wie man sich als Veranstalter so seinem zahlenden Publikum gegenüber verhalten kann. Ich will gar nicht auf vergangene Erfahrungen eingehen, aber allein das Ticketdebakel und die fehlende Servicereaktion darauf haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Da werden die Preise hochgekocht, um Kaufdruck zu erzeugen und dann gibt es plötzlich Tickets fast für die Hälfte. Das ist ein echtes Unding. Auf der Veranstaltung gab es dann noch einen Schock, als ich in der Filmbörse einen Händler gesehen habe, der ganz offen Bootlegs verkauft hat. Er hatte dort nämlich DVDs zum 1994er Fantastic Four von Roger Corman liegen, der nie offiziell erschienen ist, aber vor einigen Jahren seinen Weg auf Youtube gefunden hat und die 70er Spider-Man Fernsehfilme mit Nicholas Hammond, die es so auch nicht gibt. Vermutlich hatten die Filme dieselbe Qualität wie die mies gedruckten Hüllen. Als ich meiner Begleitung erklärte, dass es sich nicht um Originale handelte, grinste mich der Typ auch noch die ganze Zeit süffisant an. Was hat so einer bitte auf einer Comic Con zu suchen? Auf einem Flohmarkt oder einer Hinterhofbörse kann ich das ja noch nachvollziehen, aber auf so einer großen Veranstaltung sollte doch wohl kein Platz für illegales sein. Aber am Ende hat diese ganze Convention im fünften Jahr immer weniger mit Comics zu tun und ist somit endgültig uninteressant geworden, zumal anscheinend eine Lernresistenz besteht, was Kritik und Fehler angeht. Macht einfach eine Merch und Signing Con daraus und trag damit einen zutreffenderen Namen, als diese irreführende Bezeichnung. Andere Veranstalter machen das einfach besser. Schade.
Wow klasse Resümee! So hatte ich‘s die letzten Male auch erlebt und bin nun doch froh es dieses Jahr nicht zur GCC geschafft zu haben!???
*Hab‘s mir jetzt einfach gemacht copy and paste?